Kürzlich kam eine Klientin mit folgendem Thema zu mir: Seit sie ihr Studium beendet hat, arbeitet sie in dem Unternehmen ihrer Familie. Sie hat einen Job in der Verwaltung, versteht sich gut mit den Kollegen:innen und die Tätigkeit macht ihr Spaß. Doch langsam soll sie nun in die Geschäftsführung einsteigen, um die Firma einmal zu übernehmen.

Nachfolge in die Geschäftsführung — Karriere im Familienunternehmen

Was nach einer praktischen Karriereoption klingt, birgt allerdings einige Herausforderungen. Und so wandte sich die junge Frau an mich, um den Prozess in einem Coaching zu reflektieren, sich selbstbewusster aufzustellen und souverän in die neue Position hinein zu wachsen.

 

Wenn die Karriere in die Wiege gelegt wird

 

Solch ein vorbestimmter Karrieresprung birgt verschiedene Herausforderungen. Zum Beispiel die ehrliche Antwort auf die Frage, ob du wirklich in dem Unternehmen arbeiten möchtest oder lediglich den Regeln der Dynastie folgst. Auf jeden Fall sollte eine innere Emanzipation vom Elternhaus erfolgen — egal ob du dem familiären Weg folgst oder einen völlig anderen einschlägst. Wie auch immer du dich letztendlich entscheidest: Lausche in dich hinein und dann treffe deine Wahl aus freien Stücken. Oft muss man sich dabei aus der eigenen Komfortzone herauswagen.

Was willst DU?

 

Du musst auch mit Kommentaren rechnen, die deine Entscheidung beurteilen. Dich diesen zu stellen erfordert Selbstbewusstsein, Mut und vor allem eine absolute Identifikation mit deiner Entscheidung. Wenn dein Schritt stimmig mit deinen eigenen Überzeugungen ist, bist du innerlich stark und wirst nicht von jedem Windhauch umgeblasen.

Hier sind ein paar Tipps, die dir den Einstieg in deine neue Funktion erleichtern:

 

„Ruhig im Kopf“-Tipp:

 

Entwickle deine Führungspersönlichkeit

 

Stelle dir dich als Chef:in vor:

  • Wie verhältst du dich?
  • Was ist dir wichtig in deiner Arbeit, worauf legst du Wert?
  • Was macht dich aus?
  • Was hast du an?
  • Wie sieht dein Schreibtisch aus?

Stelle dir genau vor, welche Art von Führungspersönlichkeit du bist. Welcher Führungsstil passt zu dir? Visualisiere dich in deiner Rolle so konkret wie möglich, lass ein genaues Bild von dir entstehen.

Um authentisch agieren zu können und die neue Position mit Persönlichkeit zu füllen ist es wichtig, dir darüber bewusst zu werden, welcher Mensch du als Vorgesetzte:r bist. Je genauer du das für dich herausfindest, desto souveräner kannst du dich verhalten. Solch eine persönliche Positionierung, die viel mit den eigenen Stärken, Ressourcen, Kompetenzen und Werten zu tun hat, lässt sich besonders gut in Zusammenarbeit mit einem Coach erarbeiten.

 

„Tatkräftig handeln“-Tipps:

 

1. Querschießende Mitarbeiter:innen

 

Suche das Gespräch. Manchmal finden sich Mitarbeiter:innen schwer damit ab, dich nun in der Führungsriege zu sehen. Hierbei handelt es sich erst einmal um eine nachvollziehbare Reaktion. Vielleicht ist der Boden auf dem die spitzen Bemerkungen, die herablassenden Kommentare und die Missgunst wachsen naheliegend. Der Grund könnte zum Beispiel Verunsicherung über das veränderte (nicht mehr) gemeinsame Arbeitsverhältnis, Trauer über den Verlust als Gleichgestellte:r, Angst vor einem Vertrauensverlust oder Neid über die ungerechte Leichtigkeit deines Aufstiegs sein.

Doch solange du über das Verhalten nachgrübelst und es zu interpretieren versuchst, bringt das außer schlechter Laune relativ wenig. Darum vereinbare einen Gesprächstermin und sprich das Thema an. Es gibt den Spruch „Wer fragt führt.“. Darum: Frage doch einfach mal nach, was dahinter steckt, wenn sich jemand so verhält.

Wenn die Person sich absolut nicht kooperativ oder verständnisvoll zeigt, bzw. die Situation sich nicht klären lässt, dann bist du am Zug. Ziehe klare Grenzen. Natürlich nicht laut und aggressiv, sondern ganz klar und direkt. Beziehe Position. Du musst dich nicht auf jede Diskussion einlassen und so lange argumentieren, bis alle Seiten befriedigt sind. Du trägst die Führungsverantwortung und dafür ist es wichtig ist, dass gewisse Höflichkeiten und ein respektvoller Umgang eingehalten werden. Dazu gehört, dass deine Position nicht aufgrund der Tatsache, dass du das Kind des Chefs oder der Chefin bist, weniger ernst genommen wird.

Kommunikationsstrategien, der Umgang mit Mitarbeiter:innen und das Vertreten der eigenen Grenzen lassen sich in einem Coaching gut trainieren. Neben einem Erkennen der eigenen Grenzen oder einem Selbstbewusstseinstraining, lässt sich zum Beispiel auch die Gewaltfreie Kommunikation in schwierigen Situationen gut anwenden.

 

2. Geschäftspartner:innen und alte Bekannte

 

Die ganzen alten Geschäftsbeziehungen, Mitbewerber:innen und Stakeholder kennen dich schon seit der Kinderkrippe. „Ach, ich erinnere mich noch, da hast du beim Unternehmer-Sommerfest im Planschbecken gespielt.“ „Ja Mensch, war das lustig!“, das denkst du in dem Moment wahrscheinlich nicht. Es zeigt nur wieder einmal, dass das Erwachsenwerden im Familienbetrieb seine Tücken hat.

Hier ist es wichtig, zweigleisig zu fahren. Zum einen: Mache dir bewusst, dass solche Situationen auftreten werden (wenn du sie nicht sogar schon erlebt hast). Und dann überlege dir, welche Verhaltensweisen dir zur Verfügung stehen. Stelle sie dir alle vor, wie könntest du reagieren?

 

Hier ein paar Vorschläge.

Du könntest:

  • überfordert in Tränen ausbrechen
  • diese unverschämte und ignorante Person anmeckern und wütend davon stapfen
  • lachen und auf eine längst vergangene graue Vorzeit verweisen
  • ablenken und fragen, ob der Hund eigentlich immer noch nicht stubenrein ist
  • souverän auf deine drei Studienabschlüsse mit Summa cum Laude verweisen
  • erklären, dass du im Arbeitskontext nicht über nackte Haut sprechen möchtest

Erweitere deinen Aktionshorizont und setze dich mit Handlungsmöglichkeiten auseinander. Bereite dich auf Sprüche und Kommentare vor. Je mehr du dich mit der schwierigen Situation beschäftigst und dazu völlig verschiedene Verhaltensweisen ausprobierst, desto flexibler kannst du in dem Moment reagieren.

 

3. Positionierung in der Außenwelt

 

Hole dein geschäftsführendes Elternteil ins Boot. Wenn ihr gemeinsam zu einer Veranstaltung geht, besprecht vorher, wie Vater oder Mutter dich dort behandeln. Oft fällt deinen Erzeugern gar nicht auf, wie sie mit dir umgehen, weil sie das seit deiner Geburt so gewohnt sind. Umso wichtiger ist ein klärendes Gespräch, um auch öffentlich und in Gesellschaft auf Augenhöhe zu agieren. „Das ist meine Tochter“ wird zu, „Das ist meine Partnerin in der Geschäftsführung“, „Besprechen Sie das mit meinem Sohn“ wird zu „Ich verweise Sie damit an meinen Partner“. Ihr seid nun gleichwertige Kolleg:innen.

Des weiteren können deine Eltern auch in Meetings oder Besprechungen das Wort an dich weitergeben. So lernen die Mitarbeiter:innen und Geschäftspartner:innen, dass sie sich von nun an vertrauensvoll an dich wenden dürfen und das auch erwünscht ist. Oft ist es dabei sinnvoll, die Aufgabenbereiche aufzuteilen, so dass die Entscheidungshoheit und Verantwortung für bestimmte Themenbereiche offiziell in deinen Händen liegt.

 

Klarheit und Positionierung durch Coaching

 

Welche Schwierigkeiten auch immer dir im Berufsleben begegnen. Ein Coaching bringt dir Klarheit über deine Ziele, Selbstbewusstsein in deiner Rolle und Mut im Handeln.

 

Melde dich gern…

… wenn du in dem Unternehmen deiner Eltern anfängst oder in eine Führungsrolle kommst

… wenn du eine berufliche Veränderung hinter dir hast

… wenn du unzufrieden in deinem Job bist

… wenn du mit bestimmten Schwierigkeiten nicht zurecht kommst

… wenn du mit jemandem Außenstehenden deine Situation klären möchtest.

Mit einem Coaching erlebst du erfrischende Klarheit, erkennst deine Handlungsmöglichkeiten und gehst deinen Weg gestärkt weiter.

 

Wenn du Fragen hast, oder einen Termin vereinbaren möchtest, geht es hier zu meiner Kontaktseite.

 

 

Bild: Brett Jordan, unsplash