Maria hat einen neuen Job. Nicht bei einem neuen Arbeitgeber, sondern in ihrer alten Firma. Dort ist sie von der Mitarbeiterin zur Führungskraft aufgestiegen. — Und das kam ziemlich plötzlich.

Mit einem Mal hat sich fast alles verändert: die eigene Rolle, das Verhältnis zum Team, die Aufgabenverteilung, der Kompetenzbereich…

Seit knapp zwei Jahren arbeitet Maria in einer Agentur. Die meisten der anderen Mitarbeiter*innen sind schon viel länger da, manche gehen in den nächsten Jahren in Rente. Die Strukturen sind routiniert und eingefahren. Doch nun soll einiges umstrukturiert werden. Die Geschäftsführung plant, zusätzliche Abteilungsleiter-Stellen zu schaffen und die Aufgaben neu zu verteilen. Maria erhält eine davon.

 

Plötzlich Chef*in — Wenn du in der Firma eine Führungsposition bekommst

 

Manchmal ändert sich das eigene Arbeitsverhältnis grundlegend, obwohl das Unternehmen das gleiche bleibt. Grund dafür kann eine Beförderung, ein Wechsel in eine andere Abteilung, ein Karrieresprung oder das „Nachrutschen“ in einem Familienbetrieb sein.

Doch das ist nicht alles, was sich ändert:

Plötzlich rutscht die*der Kolleg*in, bisherige Freund*in und Vertraute*r in die Rolle der*des Untergebenen. Der Unmut der Mitarbeiter*innen landet auf deinem Schreibtisch. Du hast endlich die Möglichkeit, deine Ideen in die Firma einzubringen. Die Unzulänglichkeiten deine*r Chef*in bekommst du noch direkter zu spüren.

 

Herausforderungen in der neuen Position

 

Zweifel an der eigenen Kompetenz: Ich habe das verdient, aber…

 

Unsicherheit und vor allem Überforderung sind in den ersten Tagen und Wochen völlig normal. Dazu kommt oft das Gefühl, sich erst einmal vor den alten Kolleg:innen behaupten zu müssen, ihnen zu zeigen, dass du in der Führungsrolle richtig bist. Das ist auch emotional eine Herausforderung und wahrscheinlich wirst du erst nach und nach herausfinden, wie weit du deine Kolleg:innen an deinem Privatleben teilhaben lassen willst.

Es ist ganz natürlich, dass es sich seltsam anfühlt, wenn du die Karriereleiter aufgestiegen bist und deine bisherigen Kolleg:innen in der Hierarchie unter dir stehen. Oft schleichen sich in solch einer Situation auch Zweifel an der eigenen Kompetenz ein. Wir merken deutlich, was wir (noch) nicht drauf haben, wir spüren die Erwartungen der Kolleg:innen, wir fühlen uns schutzlos und oft überfordert — all das verunsichert.

Andererseits bist du sicher nicht ohne Grund an dieser Stelle angelangt. Denn:

  • Du hast in deinen Projekten und Aufträgen einiges richtig gemacht.
  • Deine Kompetenzen passen auf die Stelle.
  • Deine Vorgesetzten sehen Potential in dir.
  • Du hast bei Teamarbeiten Führungsqualität bewiesen.

Völlig egal, welcher Grund dahinter steckt: Du bist hier angekommen. So ist es. Und jetzt ist es deine Aufgabe, dich dort einzufinden. Und vergiss nicht: Es hat seine Berechtigung. Gerade in der Anfangsphase hilft ein Coaching, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen und die eigenen Anforderungen zu reflektieren.

 

Wie geht Führung eigentlich?

 

Diese Frage lässt sich nicht mit einem Patentrezept beantworten. Ein Teil der Antwort besteht darin, den eigenen Führungsstil zu finden und das Bedarf einer gewissen Erfahrung. Es gibt dabei unterschiedliche Stile, Personen und Teams zu führen. Sich über verschiedene Arten zu informieren, wie sich diese unterscheiden ist hilfreich. Du wirst beim Lesen spüren, was dich anspricht und was deinem eigenen Charakter eher widerspricht.

Bis du deinen eigenen Stil lebst und dich absolut sicher fühlst benötigst du einige Zeit. Allerdings wissen die anderen Mitarbeiter*innen das auch und sollten deine Einarbeitung mit wohlwollendem Verständnis und etwas Nachsicht akzeptieren. Mit Sicherheit werden dir einige Schnitzer nicht erspart bleiben, vielleicht eckst du mit deiner Art zu Führen erst einmal an.

Versuche, locker zu bleiben. Auch so lernt man und als Chef*in musst du auch mit schwierigen Situationen umgehen können.

 

 

„Ruhig im Kopf“-Tipp

 

Zeit für Veränderung

Nimm dir Zeit für das Ankommen in der neuen Position. Lass auch den Abschiedsschmerz zu. Auf dem Weg von alt nach neu brauchen wir Zeit und wir scheuen uns oft davor, das zuzulassen. Denn auch wenn sich objektiv gar nicht viel verändert hat — das Büro ist noch dasselbe, die Menschen sind noch die alten, die Aufgaben nicht völlig ungewohnt — ist doch etwas essentiell anders.

„Die meisten Menschen verweigern nicht die Veränderung. Was sie verweigern, ist der Übergang“, schrieb der 2013 verstorbene Autor und Organisationsberater William Bridges. Allerdings hinterlässt eine Abkürzung langfristig Spuren. Es gibt nicht nur ein Ende und einen Neuanfang, sondern auch eine wichtige Übergangszeit.

„Angesichts der Tatsache, dass wir unser Leben lang immer wieder mit Trennungen und Abschieden zu tun haben, gehen die meisten von uns sehr schlecht damit um“, schrieb William Bridges. Wenn ein Kapitel in unserem Leben zu Ende geht, denken wir „Was vorbei ist, ist vorbei“ und schlagen schnell ein neues Kapitel auf. Doch so schnell ist nichts vorbei, und so schnell beginnt auch nicht das Neue. Der Übergang braucht Zeit.“

Diese Zeit der Veränderung kann ganz unterschiedlich aussehen, jeder sollte sie jedoch für sich ernst nehmen und durchleben. Dabei könnte es sein, dass du eine Übergangszeit kommuniziert, in der du dich in deinen Job einlebst oder dir einfach innerlich die Zeit gönnst und der Trauer und der Vorfreude, den Verluste, den Unsicherheiten und deinen ganzen Gefühle wahrnimmst und ihnen Platz einräumst.

 

 

„Tatkräftig handeln“- Tipps

 

1. Nimm dich selbst ernst

Mache dir klar, was dich an diese Stelle befördert hat und dann nimm die Berechtigung ernst. Es ist nicht deine Verantwortung, dass die anderen an ihrer Stelle geblieben sind, zerbrich dir nicht deren Kopf. Finde deinen Platz und steh dazu. Schreibe dir zum Beispiel deine Kompetenzen auf, was du alles kannst bzw. was dich für den Job qualifiziert. Wenn dir noch Fähigkeiten fehlen, bilde dich fort. Es ist deine Aufgabe, deine neue Stelle mit Leben zu füllen, freu dich darauf und nimm die Verantwortung an.

 

2. Kommunikation… klar!

Drüber reden ist auch hier mal wieder eine der wichtigsten Techniken, um miteinander ins Reine zu kommen. Auch wenn nicht gleich völlige Harmonie in die Büroräume einzieht, wenn du die Stufen der Karriereleiter etwas schneller als deine Mitbewerber*innen nimmst. Bevor sich Enttäuschung, Unverständnis und Ärger manifestieren, kann ein Gespräch oft für eine Annäherung sorgen.

Mögliche Themen sind: Wie geht es beiden Seiten? Wie empfinden die anderen die neue Situation? Was ändert sich nun für alle?

Auch ein Gespräch über die gemeinsame Zukunft mit den neuen Kolleginnen auf der gleichen Ebene, z. B. andere Abteilungsleitende, bringt Sicherheit im neuen Job. Ihr könnt euch über eure jeweilige Rolle austauschen, was eure gemeinsamen Ziele sein könnten und wie die Arbeit gestaltet werden kann. Eine gute Vernetzung und Kommunikation auf der gleichen Ebene ist viel wert und erleichtert Absprachen und die Zusammenarbeit.

 

3. Grenzen setzen

Gleichzeitig geht es darum, neue Grenzen und Kompetenzbereiche abzustecken, damit keine Missverständnisse aufkommen. Denn, gerade wenn sich die Ebene geändert hat, sollte auch die Arbeitsbeziehung neu geklärt werden. Das vermeidet jede Menge Missverständnisse. Wenn zum Beispiel Klatsch in der guten vertrauten Art und Weise an dich herangetragen wird, solltest du nun souverän reagieren und dich nicht beteiligen.

Ein neuer Job ist ungewohnt, überfordernd und weckt jede Menge Unsicherheit. Im eigenen Unternehmen aufzusteigen ist oft sogar noch schwieriger als wenn man irgendwo ganz neu dazu kommt. Nimm dir also die Zeit, anzukommen und dich zu orientieren. Es wird höchstwahrscheinlich nicht alles völlig glatt laufen und manchmal wirst du dich über dich selbst ärgern. Aber das ist normal.

Auch wenn du anfangs erst das Seepferdchen machen musst, wirst du schwimmen lernen und bald sogar souverän kraulen können.

Oft hilft es auch, sich mit einer neutralen Person über die neue Situation auszutauschen oder ein Coaching wahrzunehmen. Ein Blick von außen, ein Perspektivwechsel und Distanz zu den eigenen überbordenden Gefühlen lässt sich gemeinsam viel einfacher herstellen und bringt „Ruhe im Kopf“.

 

 

Klarheit und Selbstvertrauen  durch Coaching

 

In einem Coaching unterstütze ich dich dabei, den Weg zu deinem neuen Arbeitsplatz klar und selbstbewusst zu gehen. Indem du deine Unsicherheiten erkennst und vielleicht sogar deren Ursprünge herausfindest, kannst diese konstruktiv angehen und auflösen.

Es geht darum, deine Situation professionell einzuschätzen und anzunehmen. Herauszufinden, was der Job für dich bedeutet und wie du ihn ausfüllen kannst und möchtest.

 

Gleichzeitig ist es wichtig, die eigene Rolle in der neuen Position zu klären:

Wie siehst du dich als Führungskraft?
Was sind die Anforderungen?
Was ist dir persönlich wichtig?
Welches sind Werte, die du vertrittst und in deinem Team etablieren möchtest?
Welche Art von Führungsperson willst du sein und wie kommst du dahin?

 

Melde dich gerne bei Fragen oder für einen Coaching-Termin!

 

 

Bild: Francois Olwage, unsplash