Angst kann man vor allem möglichen haben: Vor Spinnen, vor dunklen Kellern, vor dem Zahnarzt, vor der Englischlehrerin, vor dem nach Hause kommen. Solange wir einigermaßen gut damit zurecht kommen ist das völlig in Ordnung. Es ist nun einmal nicht alles angenehm. In manchen Fällen ist die alltägliche Angst jedoch ein enormer Stressfaktor. Dann hilft es, sich einmal genauer damit zu beschäftigen. Was macht mir eigentlich Angst? Warum? Und… kann ich da was machen?

Die Angst kann eine ungeliebte Begleiterin sein. Sie macht Bauchschmerzen oder Migräne, wir fühlen uns fahrig und unzureichend und irgendwann nervt sie schlicht und einfach nur noch.

 

Wann Angst uns schützt und wann sie uns ausbremst

Jeder Mensch hat manchmal Angst. Eigentlich ist das gar nicht schlimm und evolutionär sogar recht sinnvoll. Ohne Angst wäre ein Großteil unserer Vorfahren von Säbelzahntigern verspeist und von Mammuts aufgespießt worden. Auch heute noch ist es in bestimmten Situationen vernünftig ein gesundes Maß an Angst zu spüren, weil wir die Lage ansonsten völlig falsch einschätzen würden:

„Ich probier einfach ob der Pilz genießbar ist. Das schmeckt man ja sofort.“
„Ich reparier die Starkstromsteckdose selbst.“
„Ich nehme mit dem Fahrrad die Abkürzung über die Autobahn.“

Allerdings stehen wir uns mit der Angst gelegentlich auch ganz schön im Weg. So sehr sie uns in vielen Situationen davor schützt, unser Leben aufs Spiel zu setzen, so sehr kann sie uns bei eher ungefährlichen Dingen einschränken. Und in diesem Zusammenhang taucht ein neues Wort auf, das zeigt, was uns in diesem Momenten eigentlich fehlt:

 

Selbstbewusstsein

 

Du traust dich nicht, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. 

Hast du dir vorher bewusst gemacht, was du für das Unternehmen wert bist, was du leistest und wie du dich in den letzten Monaten entwickelt bzw. eingebracht hast? Hast du Weiterbildungen absolviert und deine Kompetenzen erweitert? All diese Fragen solltest du für dich beantworten, dann verändert sich automatisch dein Auftreten im Job-Gespräch. Du wirst ruhiger und souveräner in der Argumentation, was sich auch in deiner Körperhaltung widerspiegelt.

 

Du hast Angst, fremde Menschen (vor allem Personen, die interessant und attraktiv sind) anzusprechen.

Es könnte peinlich werden, du könntest rot werden, hast nichts schlaues zu sagen oder es herrscht nach der Begrüßung unangenehme Stille. Klar, kann sein. Macht aber nichts. Was könnte noch passieren? Es könnte nett werden, ihr entdeckt Gemeinsamkeiten, die andere Person ist genauso schüchtern wie du und ist froh, dass du den ersten Schritt gemacht hast und wer weiß, vielleicht trefft ihr euch morgen zum Businesslunch oder auf einen Wein. Die Ungewissheit schränkt uns ein und hemmt uns, wodurch uns einige unangenehme Erfahrungen erspart bleiben — leider aber auch ein spannender Kontakt, eine Erweiterung des Netzwerks oder sogar ein Kuss.

 

Du bekommst Panik, wenn du deine Ergebnisse präsentieren sollst.

Vielleicht ist es Lampenfieber? Vielleicht machst du deinen Erfolg von der Zustimmung anderer abhängig? Vielleicht hast du mal eine unangenehme Erfahrung gemacht und wurdest vor den Augen deiner Kollegen öffentlich kritisiert? Künstler, Kreative und Selbständige, aber auch Angestellte oder Führungskräfte eines Unternehmens, sie alle kennen das.

Was hilft gegen diese enorme Aufregung, die Überforderung vor der Präsentation? Zum einen die Klarheit über dich selbst und deine Ziele. Was willst du, wer bist du in dem jeweiligen Moment und vor allem: Was ist das schlimmste, was passieren könnte? Solche und ähnliche Fragen werfen Licht auf das Problem und das, was eigentlich dahinter steht. Wovor hast du in Wirklichkeit Angst?

Bei Musikern hilft hier auch ein durchdachtes Artist Development. Dafür stimmen wir in einem Coaching deine künstlerische Aussage, deinen Auftritt und deine Ziele aufeinander ab.

 

Du kannst nachts nicht schlafen, weil du bei irgendwas scheitern könntest.

Es gibt einen schönen Spruch der lautet: “Yesterday is history, tomorrow is a mystery and today is a gift, that’s why it is called present.”

Im Prinzip beschreibt dieser Satz die meisten unserer Sorgen. Natürlich kannst du scheitern, selbstverständlich kann so einiges in die Hose gehen, wir wissen nie, was kommt. Und gerade nachts suchen uns Gedanken und hinderliche Glaubenssätze heim, die uns um den Schlaf bringen. Sie alle beschäftigen sich mit den Ungewissheiten der Zukunft. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass die meisten Sorgen umsonst waren und außer Augenringen wenig gebracht haben. Das beste Rezept heißt also: weitermachen, dranbleiben und vielleicht ein wenig Coolness aufbringen.

 

Du fürchtest dich vor dem nächsten Schritt.

Auch hierzu fällt mir ein Zitat ein. Es stammt von Martin Walser und lautet: “Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.” Zuversicht, Vertrauen und eine neugierige, positive Grundhaltung sind die Begleiter, die uns wirklich weiter bringen. Der Weg schiebt sich uns unter die Füße, wir müssen nur anfangen zu gehen. Ich finde diese Vorstellung sehr beruhigend. Sie entspannt die Zukunftsplanung enorm und macht die Unsicherheit erträglicher und leichter auszuhalten.

 

Blockaden und Hemmungen

Jeder Mensch hat seine eigenen Ängste — und diese Quälgeister schleichen sich (mehr oder weniger aktiv) in den Alltag ein. Manche Leute tragen die Furcht ständig mit sich herum, andere müssen erst suchen, um sie zu finden. Das ist so individuell wie auch die Gründe für unser Verhalten.

So geht es vielen zum Beispiel beim Singen. Nicht einmal unter der Dusche ist es ihnen möglich, die eigene Stimme klingen zu lassen. Besonders schade ist es, wenn wir uns nicht einmal trauen, dem eigenen Kind ein Geburtstagslied vorzusingen.
Kennst du das Problem? Warum wir gerade in Deutschland so ungern singen und warum das nicht so sein müsste habe ich in dem Blogartikel „Warum macht Singen eigentlich Angst?“ beschrieben.

 

Woher kommen unsere Ängste?

So verschieden die Situationen sind, in denen wir nicht unser volles Potenzial entfalten können, so unterschiedliche Ursprünge können Ängste haben. Manchmal haben wir die Schatten der Vergangenheit noch nicht losgelassen. Dann quälen uns alte Sorgen, die nicht mehr aktuell sind. Sie hatten einmal ihre Berechtigung, doch nun schränken uns nur noch ein. Das kann sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern:

Wir haben Angst unsere Meinung zu sagen und auch mal „ungemütlich“ zu sein.
Oder:
Wir haben Angst um unseren Job, wenn wir keine Spitzenleistung bringen.

Solche Ängste halten uns mit aller Macht in unserer Komfortzone… und wir kommen einfach nicht heraus. Da hilft es, ihren Ursprung zu erkennen.

Waren deine Eltern vielleicht oft gestresst und du musstest nett sein und somit „funktionieren“? Deine Meinung hätte sie noch mehr überfordert?
Oder:
Hast du vor allem dann die Liebe deiner Eltern gespürt, wenn du gute Noten nach Hause gebracht hast?

Eine mögliche Lösung ist, dass wir uns solche Glaubenssätze bewusst machen. Dazu helfen Fragen wie diese: Was könnte dahinter stecken, dass wir uns so verhalten? Entdecken wir möglicherweise ein wiederkehrendes Muster? Hat unser Verhalten auch eine positive Eigenschaft? Gibt es Momente, in denen ich dem Muster nicht folge? Was ist dann anders?
Vielleicht gelingt es dann, die Furcht voller Wertschätzung ziehen zu lassen. Sie hat ja wunderbar für uns gearbeitet, doch jetzt darf sie auch mal wieder woanders spielen gehen.

 

Angst den Überblick zu verlieren

Manchmal haben unsere Ängste ganz praktische Gründe. Bei näherer Betrachtung erschließt sich dann schnell, warum wir Angst bekommen. Zum Beispiel, weil so viel zusammen kommt, dass wir schlicht und einfach den Überblick verlieren und weder ein noch aus wissen.

Ein Beispiel: Die Zukunft der Firma ist ungewiss und du weißt nicht, ob du in den nächsten Monaten noch ein geregeltes Einkommen haben wirst. Dazu kommt, dass deine Mutter einen Oberschenkelhalsbruch und dein Sohn Schwierigkeiten in der Schule hat.

 

Stress durch Überlastung

Jeder kennt das: Situationen, die so komplex sind, dass sie uns einfach erschlagen.

Kündigung, Bewerbung, berufliche Neuorientierung

Du träumst von einem anderen Job, hast möglicherweise bereits innerlich gekündigt bist aber unfähig den ersten Schritt vorzunehmen. Denn: Deine letzte Bewerbung ist Jahre her, du bist in der Zeit nicht gerade jünger geworden und dir fehlt schlichtweg eine Menge Selbstbewusstsein, dich dem Bewerbungsprozess zu stellen. Dazu kommen Fragen wie: Habe ich die nötigen Schlüsselqualifikationen? Wie schreibt man ein Anschreiben? Was kommt in den Lebenslauf? Wie bereite ich mich auf ein Vorstellungsgespräch vor? Kein Wunder also, dass du eingeschüchtert mit einer Blockade vor der Stellenanzeige sitzt.

 

Flirten, Online-Dating, Single bleiben

Du würdest dich so gern verlieben, aber deine letzte Beziehung sitzt dir noch in den Knochen. Was, wenn du schon wieder auf ein egozentrisches Riesenbaby oder eine hysterische Mimose triffst? Wie konnte es überhaupt kommen, dass du dich auf solch eine schwierige Person eingelassen hast? Sind denn alle attraktiven Menschen beziehungsunfähig? Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten mit der Situation umzugehen: Entweder du machst es dir alleine auf dem Sofa gemütlich, suchst dir einen tollen Freundeskreis und genießt das Singleleben oder du widmest dich der Selbstreflexion und traust dich, einfach mal ein paar Dinge anders zu machen. Zum Verlieben reicht es nicht, einfach abzuwarten. Die Liebe finden wir am ehesten, wenn wir uns über unsere persönlichen Muster und eingefahrenen Verhaltensweisen und Erwartungen klar werden.

 

Trennung, Alleinerziehend, Patchwork

Du hast eine Trennung hinter dir und bist plötzlich nicht nur allein, sondern sogar alleinerziehend. Das Verhältnis zum Ex-Partner hat sich noch nicht eingespielt, du musst finanziell über die Runden kommen und hast ein schlechtes Gewissen, eine unfähige Mutter oder ein mieser Vater zu sein. Zu den Zweifeln und Vorwürfen kommen finanzielle Probleme sowie Zeitmanagement, Selbstorganisation und jede Menge Verantwortung. Wie soll ich das alles schaffen? In solchen Fällen sind Unterstützung und Struktur wichtige Pfeiler, die dich durch den Tag bringen.

 

Beziehung, Eltern, Kind

Du hast einen süßen kleinen Säugling, aber dein neues Leben ist dir fremd. Nicht nur die Situation überfordert dich, sondern auch du selbst. Deine schlaflosen Nächte verbringst du mit Fragen wie: Will ich das alles? Wie wird mein Leben weitergehen? Werden wir jemals wieder Sex haben? Bisher lief die Beziehung reibungslos und es ist kaum zu glauben, wie viel Chaos ein kleiner Mensch in deinen bequemem Alltag bringen konnte. Vielleicht hast du mit deiner Partnerin/ deinem Partner bisher eine Fernbeziehung geführt oder ihr seid wegen der Schwangerschaft zusammen gezogen. Ihr müsst euch also nicht nur mit der neuen Familiensituation anfreunden, sondern zusätzlich herausfinden, wie ein Zusammenwohnen eigentlich überhaupt für euch funktioniert. Ein Baby ist ein großartiges Geschenk und eine enorme Belastung gleichzeitig, scheut euch nicht, euch Hilfe zu holen. Das können die Großeltern, Freunde oder Babysitter wie auch ein Coaching oder eine Beratung sein.

 

Mit Struktur gegen die Angst vor Veränderungen

Veränderungen gelingen besonders gut in kleinen, überschaubaren Schritten. Wenn wir uns bewusst machen, was gerade wichtig ist, und die Situation klar strukturieren. Das schafft Zuversicht und Übersicht und nimmt die Angst vor dem Ungewissen. Und… verabschiede dich vom Perfektionismus.

 

Mut kann man üben

Gegen die alltäglichen Ängste funktioniert auch folgendes: Gehe immer wieder einen Schritt ins Ungewisse. Trau dich immer wieder etwas Neues. Jeden Tag eine Kleinigkeit mehr. Heute nimmst du mal einen anderen Weg zur Arbeit, morgen gehst du alleine in ein Restaurant, übermorgen fragst du einen Fremden nach dem Weg. Klingt erst einmal banal, wirkt aber trotzdem. Denn durch diese Mini-Mutproben werden wir flexibler, entspannter und können leichter mit ungewohnten Situationen umgehen.

Beim ersten Mal kostet es Überwindung, aber es lohnt sich. Die Euphorie danach ist einfach zu gut. Und das Schöne ist: Es wird leichter.

 

Stärke dein Selbstbewusstsein

So gelingt es dir leichter, fremde Menschen anzusprechen:

Du bist schüchtern und hast Angst, fremde Menschen anzusprechen? Versuche einfach mal in der Kassenschlange jemanden vorzulassen. Das ist quasi Ansprechen auf Nummer sicher. Da kann gar nichts schief gehen, denn die andere Person wird zwar erstaunt sein, aber definitiv auch froh. Ergebnis: Du hast jemanden angesprochen und die positive Reaktion bereichert dich gleich eine wertvolle Erfahrung.

Bei Überforderung oder gar Angst vor beruflichen Veränderungen handelt es sich oft um individuelle Schwierigkeiten oder Hemmschwellen. Doch das Gute dabei ist: Sie lassen sich überwinden. Eine professionelle Begleitung im Rahmen eines Coachings kann dabei hilfreich sein. Mit neuen Perspektiven, Strategien und gedanklicher Ordnung lässt sich Angst sogar in konstruktive Energie umwandeln. Vor allem wenn man sich seine Probleme einmal ganz genau und zielgerichtet unter der Lupe angesehen hat, können sich ganz erstaunliche Lösungen ergeben.

Where the magic happens… ist meistens ein paar Zentimeter außerhalb deiner Komfortzone.

 

Du hast das Gefühl, dass du dir manchmal im Weg stehst und möchtest das ändern?

Du möchtest dein Potenzial besser ausschöpfen und mutiger sein?

Du brauchst einen Sparringspartner auf deinem Weg?

Dann ist ein Coaching bei Christine Kewitz eine gute Entscheidung.

Melde dich gern bei Fragen oder für einen Termin!

 

Bild: Nick Grappone, unsplash